Mitteilung des Vorstands zu den Ereignissen der Zerstörung und Vertreibung im syrischen Afrin.
- eziden-centrum
- 9. Juni 2020
- 2 Min. Lesezeit
Mit der Erlaubnis Gottes und Tausî Meleks.
Verehrte, liebe Schwestern und Brüder im êzîdischen Glauben. Seitdem unser geliebtes Afrin im März 2018 von türkisch unterstützten Milizen eingenommen und besetzt wurde, erreichen uns tagtäglich Meldungen der Zerstörung unserer Kulturdenkmäler und Glaubensstätten. Sogar vor Gräbern wird kein Halt gemacht. Die Weltgemeinschaft sah im Jahre 2018 tatenlos zu, als die türkische Armee in Afrin gewaltsam und völkerrechtswidrig vorrückte. Die Konsequenzen der Besatzung waren schon damals absehbar. Der Zentralrat der Êzîden in Deutschland, die Gesellschaft für bedrohte Völker und viele NGOs haben die Probleme zu dieser Zeit deutlich benannt. Unter anderem heißt es in dem offenen Brief des Zentralrats der Êzîden an die Bundesregierung, vom 01. Februar 2018: "Wir möchten besonders darauf hinweisen, dass, wenn religiöse Minderheiten wie die Êzîden, Christen oder Aleviten vertrieben werden, sie auch später nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Das haben wir leider in der Geschichte schon mehrmals erfahren müssen." Das Demonstrationsaufkommen zur Ächtung der Kriegshandlungen, von Seiten der Menschen aus der Region, war in Deutschland und Europa sehr hoch. Leider führte dies zu keiner Änderung der Vertreibungs- und Besatzungspolitik. Generell muss man sich fragen, welchen Nutzen die Demonstrationen hier in Deutschland für unsere Sache haben, wenn die deutsche Regierung aus geostrategischen Gründen nicht von der Seite der Türkei abrücken kann! Welche Mittel bleiben uns, um in Zukunft unsere Rechte wiederzuerlangen? Was können wir tun um den Menschen vor Ort zu helfen, die unter den täglichen Verbrechen leiden?
Leider bleiben unsere Mittel kurz- bis mittelfristig beschränkt. Was uns bleibt, ist die langfristige Stärkung der Relevanz unserer Glaubensgemeinschaft innerhalb der deutschen Gesellschaft. Der Gewinn an Einfluss auf der politischen wie wirtschaftlichen Weltbühne. Erster und wichtigster Schritt dorthin ist die Stärkung des inneren Zusammenhalts unserer Gemeinschaft. Für eine bessere Zukunft müssen wir unsere Kinder unterrichten, ihnen unsere Werte, unsere Kultur und unseren Glauben vermitteln. Um sich bestmöglich entwickeln zu können, müssen wir unsere Kinder dabei unterstützen, sich und ihre Herkunft bestmöglich zu kennen. Sie sollen zu glücklichen und gebildeten Menschen heranreifen und Freude am Lernen haben, indem sie ihren wahren Interessen folgen, immer mit einem großen Ziel vor Augen. Für uns selbst ergibt sich daraus eine dringende und ernste Aufgabe, die wir sehr wohl versuchen müssen kurzfristig anzugehen: Die Anmietung bzw. der Kauf eines Vereinshauses, die Organisation und Durchführung von Religions- und Sprachkursen, von Geschichts- und Kulturunterricht.





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